Am Pfingstmontag war es so weit: Wir nahmen mit den 53 Milchkühen und einem Teil der Gustis den langen Weg hinauf zur Voralp Les Tailles unter die Füsse. Der Weg ist weit: Zu Fuss sind es 17 Kilometer und über 1050 Höhenmeter.
Mitten in der Nacht
Der Tag begann sehr früh: Um zwei Uhr morgens standen wir auf. Während mein Chef Alain die Kühe molk, hatte ich die Aufgabe, den Tieren die Halfter umzubinden, damit sie direkt nach dem Melken zu Fabienne und den anderen Helfenden gehen konnten. Meine Chefin bestimmte, welche Kuh welche Glocke bekam.
Nachdem alle Kühe gemolken waren und ihre Glocken trugen, mussten wir die Melkanlage und anderes Zubehör reinigen, zerlegen und in den Reform oder in andere Fahrzeuge verstauen. Etwa um 5 Uhr morgens waren wir dann so weit und zogen unsere Edelweiss-Hemden an. Nach dem Frühstück ging es los: Zu Beginn hatten die Kühe es sehr pressant, weil sie sich freuten. Sie wussten genau, wohin es ging. Wir mussten sie bremsen, indem wir die Herde in kleinere Gruppen unterteilten, damit alles einigermassen geordnet verlief.
Ein schönes Gefühl
Sobald in Ollon VD aber der Anstieg begann, wurden die Kühe langsamer. Es ist ein schönes Gefühl, mit den Kühen zum Geläute der Glocken zu marschieren. Nach mehreren Stunden Fussmarsch und einer längeren Pause hatten wir unser Ziel erreicht: die Voralp Les Tailles. Nun gab es die verdiente Mittagspause für Mensch und Tier.
Danach hiess es für Alain und ein paar Helfer bereits wieder melken und Glocken wechseln. Die Kühe haben nämlich je eine Alpglocke, welche sie den ganzen Sommer tragen, sowie eine «Sonntagsglocke» für den Alpauf- und Alpabzug.
Gustis wollten nicht mehr
Gleichzeitig trieb ich mit einigen Helfern und Fabienne unsere 16 Gustis auf eine Weide noch einmal rund 200 Höhenmeter weiter oben. Dies war noch einmal kräftezehrend, denn das Gelände ist steil, die Tiere waren müde und wollten nicht noch weiterlaufen. Nach ungefähr einer Stunde hatten wir es aber geschafft und alle Tiere waren da, wo sie sein sollten.
Mein Fazit: Der Alpaufzug war ein anstrengender, aber sehr schöner und besonderer Tag.
Zur Person
Die 19-jährige Selina Eberhard absolviert das Vorstudienpraktikum Agronomie bei Familie Gisiger in Saint-Triphon VD.