Es ist Anfang November, hier ist das Ende der Trockenzeit. Wir warten sehnsüchtig auf die Regenzeit, die den Beginn der landwirtschaftlichen Saison ankündigt. Jetzt steht die Natur still und wartet auf das Wasser, damit sie wieder zu ihrem Recht kommt. Seit einigen Wochen beginnt es auch wärmer zu werden, mit Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad – tagsüber und in der Nacht. 

Zeit für die Familie

Das ist also unser Winter, in dem ich mehr Zeit mit der Familie, unseren drei Kindern und meinem Neffen verbringen kann. Hier gibt es nicht so viele Unterhaltungsmöglichkeiten wie in der Schweiz, aber die Natur ist wunderschön und wir nutzen sie für Spaziergänge oder zum Baden im Ozean.

In den Monaten November und Dezember beginnen die Bauern damit, ihre Felder für die kommende Saison vorzubereiten. Die Praxis des Brandrodens ist immer noch sehr verbreitet und so ist es in dieser Zeit üblich, kontrollierte Buschfeuer zu sehen.

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Wasser hat Priorität

Auch auf unserer Farm bereiten wir uns auf die nächste Saison vor. Es ist die Zeit der Planung, der grossen Arbeiten und der Vorbereitung des Bodens für den Beginn der Regenzeit. Unsere grösste Schwierigkeit auf der Farm ist es, die Wasserversorgung für das ganze Jahr sicherzustellen. Wir haben einen Teich, der Regenwasser auffängt, aber seine Kapazität reicht nur aus, um bis Juli/August zu produzieren.

Wir mussten uns mit einer anderen Lösung für die Wasserversorgung befassen. Nach der Analyse mehrerer Optionen entschieden wir uns dafür, Wasser aus einem Brunnen zu holen, der 2,5 km von unserer Farm entfernt ist. Der Brunnen befindet sich auf einem Hügel, wo ein Gefälle von 80 m das Wasser durch die Schwerkraft nach unten und bis zu uns befördern wird.

Dieses Wasser wird es uns ermöglichen, unsere Produktion auch während der Trockenmonate aufrechtzuerhalten.

Die nächste Saison im Blick

Unser Ziel für das Jahr 2025 ist es, unsere Kaffeebäume in einem Agroforstsystem zu pflanzen. So werden wir eine weitere Hektare Kaffee in Verbindung mit Hülsenfrüchten, Getreide, Bohnen und Erdnüssen sowie anderen Obstbäumen anpflanzen. Ausserdem werden wir auf einer Fläche von 3000 m2, die sich auf Gewächshaus, Schattenplätze und Freiland verteilen, Gemüse anbauen. Ziel ist es, an ein halbes Dutzend Restaurants in der Stadt und an zwei Supermärkte zu liefern und Körbe zu produzieren.

Eine der grössten Herausforderungen, in einer von der Hauptstadt entfernten Region zu leben, ist die Schwierigkeit, qualitativ hochwertiges Material für unsere Farm zu beschaffen. Viele spezielle landwirtschaftliche Produkte müssen in der Hauptstadt Maputo bestellt werden, die 2500 km von unserer Stadt Pemba entfernt liegt. Die Hauptstrasse, welche die beiden Städte verbindet, ist in schlechtem Zustand und es dauert mehr als eine Woche, bis wir beliefert werden.

Politische Lage instabil

Seit den Wahlen, die Anfang November stattgefunden haben, ist die Lage im Land instabil geworden. Demonstrationen finden statt und die Zukunft und Entwicklung der Ereignisse sind ungewiss. Dies sind Umstände, über die wir keine Kontrolle haben. Das kann für diejenigen, die hier ein Unternehmen haben, manchmal verunsichernd sein. Dadurch wird mir umso mehr bewusst, wie glücklich ich mich schätzen kann, in einem politisch stabilen Land mit echter Meinungsfreiheit aufgewachsen zu sein.

Trotz aller Herausforderungen freuen wir uns darauf, in das neue landwirtschaftliche Produktionsjahr zu starten, gute Produkte für unsere Kunden zu produzieren und mit all unseren Mitarbeitern und viel Teamgeist zusammenzuarbeiten.

Zur Person:

[IMG 3] Hélène Besson hat sich während ihres Bachelor-Praktikums in Mosambik in das Land und in ihren zukünftigen Ehemann verliebt. Anschliessend haben die beiden einen Master an der HAFL in Zollikofen BE gemacht. Ende 2017 sind sie mit ihren zwei Töchtern nach Mosambik ausgewandert. Nach vielen Zwischenfällen konnte die Familie Besson ein zehn Hektaren grosses Grundstück in Stadtnähe kaufen. Auf ihrem Land baut sie Gemüse, Mais und Sesam an. Inzwischen hat sich die Familie vergrössert. Eine Nichte und ein Neffe arbeiten und leben mit ihnen auf dem Hof.