Im Sommer 2023 richtete die Dürre in Uruguay verheerende Schäden an. Ernte ging verloren und Vieh starb infolge von zu wenig Futter. Daher mussten viele Landwirte Kredite aufnehmen, um ihre Arbeit in den verschiedenen Betrieben fortsetzen zu können. Zum Glück mussten wir damals keinen Kredit aufnehmen, wir haben es vorgezogen, uns ein wenig anzupassen und weiterzumachen.
Genau andersrum
In diesem Sommer war das Gegenteil der Fall. Aufgrund des Einflusses von El Niño fielen die Niederschläge in diesem Jahr sehr stark und verursachten eine Reihe von Problemen, ähnlich der Situation in der Schweiz. Normalerweise fallen etwa 800 bis 1000 mm Niederschlag pro Jahr. Ende Mai hat es heuer allerdings bereits etwa 1200 mm geregnet. Als Anmerkung: Der Winter kommt erst noch und im Normalfall fällt dann der Grossteil des Niederschlags.
Für Mais, Sojabohnen und Sorghum waren die Wachstumsbedingungen zu Beginn bestens, aber die Regenfälle haben nicht aufgehört. Auch zur Erntezeit hat es nicht aufgehört zu regnen. Meine Felder konnte ich mit einigermassen akzeptablem Feuchtigkeitsgehalt ernten, jedoch lässt die Qualität zu wünschen übrig. Einige Landwirte haben mit bis zu 28 Prozent Feuchtigkeit die Sojabohnen gedroschen, bei Erträgen von maximal 2 Tonnen pro Hektare.
Die positive Seite der vielen Niederschläge: Alle Wasserreservoire sind voll und einsatzbereit. Nur nicht meine, die sind leider noch nicht fertig gebaut.
Bei den Hühnerställen mache ich weiterhin Fortschritte. Ich habe mit der Vorbereitung des Bodens, der Nivellierung und dem Auffüllen begonnen. Sobald das Wetter es zulässt, werde ich mit der Vorbereitung der Betonplatte beginnen. Die Grundelemente der Eisenkonstruktion für den Bau des Hühnerstalls sind bereits vor Ort eingetroffen und die Sandwichpaneele aus Argentinien sind bereits reserviert.
Aufforstung grosses Thema
Ich möchte Ihnen von einer der wichtigsten Aktivitäten in Uruguay erzählen, nämlich der Aufforstung. Wichtig ist, zu wissen, dass Uruguay kein waldreiches Land, sondern von Grasland geprägt ist. Entlang von Flüssen und Bächen gibt es heimische Bäume. Vor einigen Jahren wurde von einer finnischen Firma in Uruguay in der Stadt Fray Bentos eine der weltweit grössten Zellulosefabriken errichtet. Diese produziert Zellulose für alle möglichen Verwendungszwecke und hauptsächlich für den Export in den Rest der Welt. In diesem Jahr wurde ein zweites Werk in der Nähe der Stadt Paso de los Toros eingeweiht. Durch dieses Unternehmen hat die Forstwirtschaft eine grosse Bedeutung für den Agrarsektor erlangt und das Landschaftsbild stark verändert. Das Unternehmen bietet sehr interessante Pachtverträge zwischen 10 und 30 Jahren. Viele landwirtschaftliche Produzenten, die über Parzellen verfügen, welche nicht für den Ackerbau geeignet sind, entschieden sich für diese Verträge.
Der grosse Vorteil: Die Renditen sind höher als mit Viehhaltung und die Firmen übernehmen alle Arbeiten, von der Bodenbearbeitung bis zur Ernte. Zusätzlich darf man drei Jahre nach der Bepflanzung auf eigene Rechnung noch Vieh in die «Wälder» lassen, was ein zusätzliches Einkommen einbringt. Diese multinationalen Unternehmen bringen sowohl dem Landwirt als auch dem Staat wirtschaftliche Vorteile, nicht nur in Bezug auf die Aufforstung, sondern auch in Bezug auf die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Verbesserung der Strassen für den Holztransport, den Bau einer Eisenbahnschiene oder der Verbesserung des Hafens für die Einfahrt von Schiffen.
Boden versauert
Natürlich ist nicht alles positiv an diesem Wandel, aber man muss auch sehen, wie sich diese Projekte entwickeln. Als Zelluloselieferant dient eine modifizierte, schnell wachsende Eukalyptusart aus Australien. Diese wurde speziell für diesen Nutzen gezüchtet. Den Höhenlinien entlang wird auf zirka 317 000 ha diese einzigartige Baumart gepflanzt. Nach zirka 10 Jahren erreichen sie das Ertragspotenzial und werden gefällt. Der Baum besitzt die Fähigkeit, wieder auszutreiben. Somit können bis zu drei Schnitte alle 10 Jahre durchgeführt werden. Nach dieser Zeit wird die Parzelle wieder dem Eigentümer übergeben oder erneut bepflanzt.
Zwischen den Bäumen wächst nicht ein Grashalm. Einerseits sondert der Eukalyptus eine Art Harz ab, auf dem nichts wächst. Andererseits führen die abfallenden Blätter zu einer Versauerung des Bodens. Die tiefen Wurzeln dieser Bäume entziehen viel Wasser, was auch zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels führt. Dies hat zur Folge, dass die heimische Flora und Fauna stark unter dieser Ausdehnung leidet, da es keinen natürlichen Lebensraum bietet. Die Zukunft wird uns zeigen, welche Vorteile und Nachteile diese multinationalen Projekte mit sich bringen. Auf kurze Sicht profitieren die Landwirte jedoch stark von dieser Ausdehnung.
Eine grosse Überraschung
In meinem letzten Bericht habe ich Ihnen erzählt, dass ein Mähdrescher und ein Teil der Weizenernte meines Nachbarn verbrannt waren. Ich eilte mit meinem Feuerwehrwagen zu Hilfe, um das Feuer zu löschen. Mein Vater, der in der Schweiz lebt, war darüber besorgt, dass ich keinerlei Schutzausrüstung besitze. Daraufhin kontaktierte er einen Bekannten, Roland Meister, der Oberleutnant der Verbandsfeuerwehr Oberer Reiat (VOR), ist. Mein Vater erzählte ihm, was passiert war, und hatte vor, einige gebrauchte Feuerschutzanzüge zu kaufen.
Zwei komplette Anzüge gespendet
Roland Meister lud ihn in die Feuerwache ein und dort erlebte er eine grosse Überraschung. Die Feuerwache beschloss, zwei komplette gebrauchte Anzüge in sehr gutem Zustand zu spenden. Mein Vater dachte nur an eine Jacke, aber sie spendeten Jacken, Hosen, Stiefel und Handschuhe. Und die letzte Überraschung waren die Helme: Roland Meister schenkte mir seinen eigenen. All dies geschah, ohne dass ich etwas davon wusste, und als mein Vater mich im April in Uruguay besuchte, brachte er mir die Ausrüstung. Ich danke der VOR-Feuerwache und vor allem Roland Meister von ganzem Herzen. Jetzt bin ich bereit, im Falle eines Brandes geschützt zu handeln, was hoffentlich nicht allzu oft vorkommen wird.