Dies ist ein Leserbrief der BauernZeitung - Ausgabe 19. März 2021

Im Hinblick auf die bevorstehende Abstimmung zur Trinkwasser- & Pestizidverbots-Initiative vom Sonntag, 13. Juni 2021 publizieren wir alle erhaltenen Leserbriefe auch auf der Website www.bauernzeitung.ch.

Leserbriefe geben die persönliche Meinung des Einsenders wieder, die sich nicht unbedingt mit jener von Redaktion und Verlag deckt

 

Mit extremen Forderungen und einseitigen Schuldzuweisungen lassen Initianten und Unterstützer Respekt, Anstand und Wertschätzung gegenüber den Bauernfamilien vermissen. Diese arbeiten nicht nur tagtäglich für unser Essen. Vielmehr haben sie in den vergangenen dreissig Jahren mit vielfältigen ökologischen Massnahmen unser Landschaftsbild verschönert, Flora und Fauna neue Lebensräume verschafft, den Einsatz von Hilfsstoffen gesenkt und das Tierwohl verbessert. Natürlich gibt es weiteren Handlungsbedarf. Aber: Kein Land dieser Welt schreibt Bauern so viel ökologische Ausgleichsflächen vor wie die Schweiz, und unsere Landwirte sind beim Anteil Auslauf- und Weidetiere weltmeisterlich. Hierzulande verboten – aber weltweit zulässig sind tagelange Schlachtviehtransporte, Käfigbatterien, Kastenstände, Kastrieren ohne Schmerzausschaltung und dutzende andere Tierquälereien.

Bezeichnenderweise protestieren die Initianten nicht gegen die Zubetonierung der Landschaft mit Autobahnen, Trasseen, Häusern und Gewerbezonen, obwohl der Natur innert weniger Jahrzehnte über 300 km2 entrissen wurden. Auch nicht gegen riesige Mengen an chemischen Rückständen von Hormonen, Haushalts- und Chemiechemikalien oder Arzneimitteln in unseren Flüssen. Den Initianten schwebt ein Bioland vor. Dagegen ist nichts einzuwenden, hätten die Konsumenten da nicht längst beim Einkaufen den negativen Tatbeweis erbracht. Obwohl alle Detaillisten ein vielfältiges Biosortiment führen, werden pro Kopf und Jahr nur mickrige 400 Franken für Bio ausgegeben – bei einem Gesamtbudget von 7600 Franken. Mit Blick auf diese seit Jahren sehr tiefe Nachfrage muss man schon auf einem Auge blind und ein grosser Heuchler sein, um Bio dann per Gesetz durchzwängeln zu wollen. Allerdings, die Initianten und ihre gutmeinenden links-grünen Unterstützer könnten sich bezüglich Anpassungsfähigkeit der Bauern massiv täuschen. Nach Annahme der Initiativen würden nämlich sehr viele Bauern das Handtuch werfen müssen, auch wegen des Zerfalls der Biopreise am Markt. Es ist gut vorstellbar – denn Extremes zieht häufig Extremes nach – dass diese Lücke dynamische Grossbetriebe besetzen würden, welche bereit wären, ohne Direktzahlungen, aber dafür auch ohne kostentreibende Initiativund andere Ökovorschriften zu wirtschaften, in Agrar- und Tierfabriken nach ausländischem Vorbild.

 

 

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