Dies ist ein Leserbrief der BauernZeitung - Ausgabe 7. Mai 2021

Im Hinblick auf die bevorstehende Abstimmung zur Trinkwasser- & Pestizidverbots-Initiative vom Sonntag, 13. Juni 2021 publizieren wir alle erhaltenen Leserbriefe auch auf der Website www.bauernzeitung.ch.

Leserbriefe geben die persönliche Meinung des Einsenders wieder, die sich nicht unbedingt mit jener von Redaktion und Verlag deckt

 

Am 6. März wanderte ich mit einem Freund durch das obere Baselbiet. Mit Verwunderung nahm ich an den Bauernhöfen das Plakat «2 × Nein zu den extremen Agrarinitiativen» zur Kenntnis. Dieses Erlebnis liess mich seither nicht mehr los. Meine Frage lautet: Wie kommen wir zu einer möglichst fairen Diskussion zu diesem Thema? Gelingt ein konstruktives Gespräch zwischen Landwirten und Konsumenten? Ich habe Ende März einen ersten Test gemacht. Bei einem Hofladen sprach ich einen Landwirt zum Thema an. Wir haben uns sachlich eine halbe Stunde unterhalten und ich habe dabei einige interessante Aspekte zum Thema kennengelernt. Der Bauer sagte, dass sein Nein-Plakat an der Scheune nach wenigen Tagen weggekommen sei. Er hat das ohne Groll und Vorwurf erwähnt. Das hatte mich beeindruckt.

Ich befürchte, dass es wieder ähnlich abläuft wie bei der Konzernverantwortungs-Abstimmung 2020, mit dem Unterschied, dass dieses Mal die Bauern via Bauernverband von der Konzernlobby instrumentalisiert werden, um die Initiativen zum Scheitern zu bringen. Mit Halbwahrheiten und absichtlichen Falschmeldungen werden die Initiativen schon jetzt bekämpft. Ein Beispiel: BVBB-Präsident Marc Brodbecks Behauptung, dass bei Annahme der Initiativen nur noch auf dem eigenen Betrieb produziertes Futter eingesetzt werden darf, ist falsch. Es geht auch nicht um ein generelles Verbot von Pflanzenschutzmitteln. Als Alternative zu synthetischen Pestiziden existieren längst biologische Mittel, die den Namen «Pflanzenschutzmittel» verdienen. Weiter erwähnen die Gegner nie, dass bei Annahme eine Umstellungszeit von acht und zehn Jahren gewährt wird.

SBV-Präsident und Biobauer Markus Ritter vertritt das Nein zu den Initiativen. Ich frage mich: Entspricht das seiner persönlichen Meinung oder ist er in einer Zwangsjacke, die ihm Parteien und Konzernlobbyisten angezogen haben? Nicht erst mit der Annahme dieser Initiativen müssten die Bauern sich an neue Vorschriften anpassen. Die Steuerzahler haben ein Anrecht, mitzubestimmen, wofür die Landwirte mit hohen Beträgen subventioniert werden. Die Landwirtschaft hat die vom Bund festgesetzten Umweltziele weitgehend nicht erreicht. Wie viele Katastrophen nach dem Trockenjahr 2018 braucht es noch, bis wir bei der Anpassung an den Klimawandel mehr Gas geben? Die AP 22+ ist im Parlament gescheitert. Grundwasserquellen müssen wegen zu grosser Verschmutzung geschlossen werden. Extrem ist, wer vor diesen Tatsachen die Augen verschliesst.

 

 

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