Leserbrief: Zweimal Nein? – Zweimal Ja!

Wenn ich über Land fahre und mir da und dort ein altes, ausgedientes Vehikel mit zwei roten Nein-Siloballen beladen begegnen, so weiss ich: Hier werde ich nicht einkaufen gehen, falls ich einmal etwas nötig hätte. Aber zum Glück produzieren wir auf unserem Hof selber alles Mögliche. Ohne Pestizideinsatz und ohne Kraftfutterzukauf. Trotzdem schäme ich mich. Weil ich einem Berufsstand angehöre, der eine solche Politik betreibt, eine Politik, die öffentlich verkündet, dass sie für die Vergiftung der Menschen ist, um selber (vermeintlich) zu überleben.

Es heisst immer wieder, man solle auf seinen Bauch hören. Mein Bauch sagt mir: Ich will kein Gift essen! Deshalb bin ich Biobäuerin – seit ich Bäuerin bin – seit 40 Jahren. Ich kann nicht verstehen, wie der Bauernverband gegen eine Initiative sein kann, die für die Gesundheit der Erde und der Menschen eintritt. Spermien von Bauernsöhnen aus Nicht-Bio-Landwirtschaftsbetrieben sind nicht mehr so zeugungsfähig, wie sie sein sollten, weil ihre Mütter zu viel mit Gift hantieren mussten. Ist das nicht ein Alarmzeichen? Aber vielleicht muss es so kommen, dass die Spezies der Giftbauern eines Tages einfach aussterben wird, wenn die Bauernlobby nicht endlich umdenkt und handelt.

Eine Frage beschäftigt mich auch sehr: Wieso geht die Politik vor allem auf Bauern und Bäuerinnen los und nicht auf die Produzenten der Gifte? Ist es ein-facher, sie zu beschuldigen, als mächtige Konzerne? Wenn Markus Ritter so einflussreich ist, wie es heisst, wieso setzt er sich nicht für eine massive Forschung zu biologischen Pflanzenschutzmitteln ein? Er als Biobauer?

Meinungen unserer Leserinnen und Leser