Dies ist ein Leserbrief der BauernZeitung - Ausgabe 14. Mai 2021

Im Hinblick auf die bevorstehende Abstimmung zur Trinkwasser- & Pestizidverbots-Initiative vom Sonntag, 13. Juni 2021 publizieren wir alle erhaltenen Leserbriefe auch auf der Website www.bauernzeitung.ch.

Leserbriefe geben die persönliche Meinung des Einsenders wieder, die sich nicht unbedingt mit jener von Redaktion und Verlag deckt.

 

Für die Schweiz sind die Deutschen die wichtigste Gästegruppe im Tourismus. Dazu gibt die kürzlich erschienene Ausgabe der «Badischen Zeitung» Tipps an ihre Leserschaft, um den Schweizer Aufenthalt günstiger zu finanzieren. Die verschiedenen Tipps betreffen unter anderem Restaurant zu meiden, in den Grossverteilern Prix-Garantie-Produkte zu bevorzugen und – ganz nebenbei: um den Durst zu löschen, lautet die Devise, Trinkbrunnen zu benutzen. Erklärt wird dies in einer Art und Weise, als wäre es fast etwas Exotisches.

Schweizer Grossstädte, aber auch kleinere Orte verfügen über ein dichtes Netz an Brunnen, deren Wasser beste Qualität aufweist. Allein in Zürich lässt sich an über 1200 Standorten der Durst gratis stillen. «Während hier in Deutschland meist ein Schild mit der Aufschrift ‹Kein Trinkwasser› auf dem Brunnen prangt, kann die mitgebrachte Flasche in der Schweiz beherzt gefüllt werden», schreibt die Zeitung. Und das lohne sich, schliesslich koste im Restaurant ein Mineralwasser bis zu vier Franken.

Die Initianten der beiden Agrar-Initiativen befeuern unsere Gesellschaft mit gegenteiligen Behauptungen. Unsere Böden, unser Trinkwasser, unser Essen und die ganze landwirtschaftliche Produktion werden mit Steuergeldern vergiftet und kaputtgemacht.

Eine unglaubliche Behauptung. Der Ursprung der ganzen Trinkwasserpolemik ist das Pflanzenschutzmittel Chlorothalonil, das im Sommer 2019 von der Europäischen Gesundheitsbehörde als eventuell krebsfördernd eingestuft, und dessen Einsatz verboten wurde, aber ohne einen verschärften Grenzwert festzulegen.

Die Schweiz hat per 1. Januar 2020 dasselbe getan, aber zusätzlich von einem Tag auf den anderen neu den Grenzwert um das 100-Fache verschärft, nämlich 0,1 Mikrogramm/Liter, also ein Millionstel Gramm pro Liter, obwohl der Einsatz dieses Pflanzenschutzmittels gleich wie in der EU auch verboten wurde. Ab diesem Moment wurden gemäss Bundesamt für Umwelt von 300 Beprobungen in der Schweiz plötzlich deren 12 Proben festgestellt, die über dem neuen Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter liegen.

In der EU ist Chlorothalonil seit dem Verbot und auch ohne Grenzwertverschärfung kein Thema mehr. In der Schweiz ist nicht das Trinkwasser vergiftet, sondern nur die Diskussion darüber, weil sie trotz Verbot den Grenzwert verschärfte.

 

 

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