Mina Hofstetter gilt als Urmutter des Biolandbaus in der Schweiz. Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs erwarb ihr Mann 1915 auf ihr Drängen hin den Hof Stuhlen in Ebmatingen am Greifensee im Kanton Zürich. Nach einer schweren Krankheit wurde sie Veganerin. In den 1920er Jahren übernahm sie den Landwirtschaftsbetrieb, während ihr Mann sich dem Schreinergewerbe zuwandte, das er gelernt hatte. 

Ein Versuchsbetrieb für den Bioanbau

Ab 1927 führte Mina Hofstetter den Betrieb viehlos, was vor hundert Jahren auch bedeutete, dass keine Zugtiere eingesetzt wurden. Sie machte Versuche über Reihensaaten. Das Video zeigt die Zubereitung des Saatbeetes und das Säen von Getreide in Reihen, wie es Mina Hofstetter praktizierte. 

Als Zugkraft für die Bodenbearbeitung wurde anstelle der Zugtiere die vom Maschineningenieur Konrad von Meyenburg erfundene und durch August Grunder  produzierte Bodenfräse.

Ihrer Zeit weit voraus

Mina Hofstetter probierte neuartige Ackerbaumethoden aus, aus denen sie nach und nach ihr eigenes Anbausystem entwickelte, berichtet Bioterra in einem Artikel über die Pionierin. Beispielsweise habe sie das Getreide in Furchen von 35 cm Abstand zueinander ausgesät und im darauffolgenden Frühling Karotten zwischen diese Reihen des jungen Weizens gesät. So konnte nach der Ernte des Weizens gleich eine zweite Frucht geerntet werden, ohne dass der Boden nochmals hätte bearbeitet werden müssen, schreibt Bioterra.

Diese sogenannten Ackerbeet-Kulturen seien zu dieser Zeit kaum bekannt gewesen. Mit ihren Mischkulturen, der zurückhaltenden Bodenbearbeitung und ihrem Fokus auf die Bodengesundheit war Mina Hofstetter also ihrer Zeit weit voraus.

Mina Hofstetter engagierte sich immer auch für feministische Anliegen. So war sie Mitglied der 1935 in Genf gegründeten «Womens Organisation for World Order» (WOWO) und nahm aktiv an deren Konferenzen teil.

Heute sind Schafe auf dem Betrieb anzutreffen

Der geschichtsträchtie Bauernbetrieb ist heute ein Gemüsebaubetrieb mit Schafhaltung, wie im Artikel von Bioterra zu erfahren ist. Die heutigen Besitzer des Hofs Stuhlen, Judith Aebli und Daniel Liechti, übernahmen den Hof 1988 von Werner Hofstetter, Mina Hofstetters Sohn. Damals sei ihnen Mina Hofstetter kein Begriff gewesen, sagt Judith Aebli. 

Archiv für Agrargeschichte

Die Videos in dieser Serie werden vom Archiv für Agrargeschichte (AFA)zur Verfügung gestellt. Es macht diese Filme ausfindig, digitalisiert sie und stellt sie der Öffentlichkeit unentgeltlich zur Verfügung. Das AFA wurde 2002 gegründet. Es archiviert, forscht und vermittelt Informationen zum Thema ländliche Gesellschaft und ist auch interessiert an privaten Filmen mit Landwirtschaftsbezug. Falls Sie Material haben, melden Sie sich vie E-Mail an info@agrararchiv.ch.