Was für eine Woche, die Ereignisse haben sich förmlich überschlagen. Fast im Stundentakt prüfte ich die Wetterprognosen: Ab Donnerstag Schnee bis 1000 Meter, hiess es da. Ich dachte mir: «Das darf einfach nicht wahr sein!» Dann am Donnerstagmorgen die ersten Bilder von Andreas und Reto: Es lagen etwa zwei Zentimeter Schnee auf der Nachtweide. Am selben Tag suchte ich in Goldingen bei Sonnenschein Blumen, Tannenzweige und Efeu zusammen für den Blumenschmuck.

Am Abend fuhren die Kinder und ich an die Alpkäse-Prämierung am Plantahof, wo das Alpteam bereits auf uns wartete. Es tat gut, die vielen bekannten Gesichter zu sehen und sich mit anderen Älplern über den Sommer auszutauschen. Über 70 Sennalpen nahmen an der Auszeichnung teil und wir durften für unseren Käse Bronze entgegennehmen.

Vorbereiten für den Abzug

Am nächsten Tag fertigten wir im Tal die Blumengestecke an, eine Gruppe Frauen in Pany und eine bei uns zu Hause. Gleichzeitig wurden auf der Alp alle Kühe eingestallt, es lagen nun 20 cm Schnee. Am Abend fuhren einige Helfer und ich mit einem Viehanhänger voll Blumenschmuck auf die Alp. Endlich oben, genossen wir einen gemütlichen Abend und blickten immer wieder zum Fenster raus; es schneite die ganze Nacht.

Samstagmorgen um sieben Uhr hatten wir etwa 40 cm Schnee. Eiszapfen hingen vom Stalldach, der eisige Wind blies uns die Schneeflocken um die Ohren. Die Helfer aus Pany trafen ein, Gott sei Dank konnten sie überhaupt noch hochfahren.

Schnee räumen im September

Bevor wir die Seilwinde spannen konnten, um die Kühe rauszubinden, mussten wir zuerst den Schnee mit Maschinen wegschieben. Einen Moment stand ich mitten im Geschehen und fragte mich, was wir hier überhaupt machen. Doch war der falsche Zeitpunkt, um sich zu hinterfragen. Ein Zurück gab es sowieso nicht mehr und es wurden alle Hände gebraucht. Wir banden die Kühe an die Seilwinde und legten ihnen die Treicheln und Bissen an. Andreas und Reto instruierten die Helfenden. Dann verteilten wir den Blumenschmuck. Es war kein leichtes Arbeiten, die Hände starr vor Kälte.

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Endlich waren wir so weit und konnten die erste Gruppe losschicken. Hirtin Jasmin und ihr Freund Ueli, der uns diesen Sommer viele Tage unterstützt hatte, führten unseren Zug an. Dann folgten Reto und ich. Wie würden die Kühe im Schnee laufen? Würden sie wie wild ins Tal drücken? Nach wenigen Metern sagt Reto: «Du magsch sie schu ellei ghebe, i gang hindere go helfe!», und schon war er weg. Das macht er jedes Mal. Ich würde ihn erst im Tal wieder zu Gesicht bekommen.

Während die erste Gruppe sehr schön lief, hatten wir Hinteren ziemlich damit zu tun, die Tiere zu bremsen. Der Wind hatte nachgelassen und wir liefen durch die verschneite Landschaft. Es war traumhaft schön. Alles in Weiss und mittendrin die Kühe mit den farbigen Blumen.

Einzug der Kuhherde

Die letzte Gruppe Kühe machte eine Extrarunde und forderte Andreas und seine Helfer. Alpmeister Hampi sorgte mit einigen Bauern dafür, dass die Viehherden unterwegs auch ja in ihren Weiden blieben und wir ungestört vorbeiziehen konnten.

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Schliesslich kamen die ersten Häuser in Sicht. Da warteten Ronya und Cyrill auf uns. Ronya marschierte zusammen mit zwei weiteren Kindern voraus durchs Dorf. Cyrill schnappte ich mir und setzte ihn auf die Schultern, nun waren wir definitiv komplett. Stolz und einfach nur froh, dass alles geklappt hat, brachten wir unsere Kuhherde nach Hause ins Tal.

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