Die Milchleistung der Mutterkuh ist von zentraler Bedeutung, leider ist diese meistens nicht bekannt. Durch die Tageszunahmen des Kalbs kann sie aber geschätzt werden.

In der Mutterkuhhaltung erhält das Kalb bis zur Schlachtung immer Milch. Die zur Verfügung stehende Milch über die ganze Mastzeit ist ein wesentlicher Faktor. Durch eine gute Milchleistung der Kühe nehmen die Kälber schneller zu und der Betrieb kann auch Festfutter sparen. Bei milchbetonten Mutterkühen aus Kreuzungen ist das Angebot an Milch grösser als bei Mutterkühen mit einem hohen Fleischrassenanteil. Trotzdem nimmt bei den Kühen der Anteil der Milch in der Ration ab, je älter das Kalb ist. Anders ausgedrückt, sind die Zunahmen bei älteren Kälbern vermehrt durch die Qualität und Menge des Grund- und Zusatzfutters abhängig. Der Unterschied ist einzig, dass bei milchbetonten Mutterkühen der Milchanteil höher bleibt.

Mit der Gewichtszunahme des Kalbs messen

Beat Elmer ist Fachlehrer Mutterkuhhaltung und Allgemeinbildung am Bildungszentrum Plantahof, Landquart GR. (Bild: Privat)
Wie kann ich nun die Milchleistung, diese Blackbox, beurteilen? Bei Kälbern bis zu einem Alter von 100 Tagen beträgt die Aufnahme an Festfutter ca. 0,1 kg TS. Bis zu einem Alter von gut drei Monaten ist daher der Einfluss des Festfutters auf die Gewichtszunahme des Kalbs marginal. In dieser Phase hängt die Zunahme fast vollständig von der Milchleistung der Kuh ab. Durch das Erheben der Tageszunahmen kann daher die Milchleistung der Kuh geschätzt werden. Als Faustregel in den ersten 100 Tagen gilt, dass 1 kg Milch etwa 100 Gramm Tageszunahmen ausmachen. Bei einem 80 Tagen alten Kalb mit 1200 Gramm Tageszunahmen kann daher mit einer Milchleistung der Mutter von 12 kg gerechnet werden.

Die Schätzung der Milchleistung über die Tageszunahmen ist eine grobe Annahme. Zu beachten sind bei der Beurteilung der Tageszunahmen aber auch weitere Faktoren. So gibt es bei einer Euterentzündung der Kuh schlechtere Zunahmen, auch kann das Kalb krank (Nabelentzündung, Durchfall, Lungenentzündung) sein und dadurch tiefere Zunahmen haben. Ebenfalls spielt das Geschlecht des Kalbs und der Einfluss des Stiers eine wichtige Rolle. Als Betriebsleiterin oder Betriebsleiter kann ich diese Faktoren aber einschätzen und in die Beurteilung einbeziehen.