Digitale Systeme halten immer mehr Einzug in die Rinderställe. Sie geben den Landwirten smarte Entscheidungshilfen an die Hand und tragen dazu bei, Arbeitsprozesse weiter zu optimieren, wirtschaftlicher zu produzieren, das Tierwohl zu fördern und die Arbeitsbelastung in den Betrieben zu verringern. Aktuelle Entwicklungen bei den digitalen Lösungen zeigen interessante Perspektiven auch für die Kälberhaltung und bringen einen direkten praktischen Nutzen.
Bislang nur visuell möglich
Mehrere Sensorsysteme schliessen die Lücke zum Kalb beim Gesundheitsmonitoring. Daten werden damit über das ganze Leben einer Kuh von der Geburt über die Aufzucht und die Produktionsphase bis zur Schlachtung erfasst. Sie dienen damit zur Früherkennung von Krankheiten, zur Zuchtauswahl geeigneter Jungtiere und zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation. Jungtiere stellen die Zukunft einer jeden Herde dar – ihre Gesundheit von der Geburt an zu überwachen, spielt deshalb eine entscheidende Rolle für jeden Milchviehbetrieb. Bislang erfolgte die Kontrolle zumeist visuell und die Entdeckung von Krankheiten hing stark von der Erfahrung der Mitarbeiter ab. In den ersten Lebenswochen ist es aber entscheidend, Krankheiten bereits sehr früh zu erkennen. Eine Sensorüberwachung war bisher sehr schwierig umsetzbar, weil sich der Organismus der Kälber im Laufe ihres jungen Lebens stark verändert und das Überwachungssystem auf diese Veränderungen Rücksicht nehmen und sich daran anpassen muss.
Vorhersagen zum Gesundheitszustand
Mit neuen Ohrsensoren von CowManager und von MSD wird erstmals ein Gesundheitsmonitoring von Kälbern gewährleistet. Beide Systeme werden an der diesjährigen EuroTier in Hannover mit einer Silbermedaille ausgezeichnet. Die Algorithmen nutzen maschinelles Lernen und ermöglichen sich ständig verbessernde Vorhersagen zum Gesundheitszustand der Kälber. Verhaltensparameter wie Aktivität, Saugen, Fressen und Wiederkäuen werden erfasst. Handlungsempfehlungen werden direkt daraus abgeleitet. Die Alarme werden dem Alter der Tiere angepasst. Somit wird die Gesundheit vom Kalb bis zur Kuh kontinuierlich überwacht und Krankheiten möglichst frühzeitig erkannt.
Mit beiden Systemen zur Kälberüberwachung kann der Antibiotikaverbrauch reduziert und die Tiergesundheit optimiert werden. Arbeitswirtschaftliche Vorteile sind ebenfalls erkennbar.