Ende Juni 2022 war es endlich so weit und ich reiste nach Norwegen. Nach einem Weekend in Oslo, wo ich zusammen mit anderen jungen Leuten, die den gleichen Austausch machten, die Hauptstadt Norwegens erkundete, kam ich zu meiner ersten Gastfamilie.
Biohof mit Gemüsevielfalt
Die Mutter dieser Familie hat einen kleinen Hof mit Hühnern, Truthähnen, Enten, einem Pfauenpärchen, Katzen und viel Gemüse. Da ich nicht auf einem Bauernhof aufgewachsen bin, durfte ich durch den IFYE-Aufenthalt in Norwegen viel über darüber lernen.
Auf diesem ersten, recht kleinen Hof, liegt der Fokus auf Regenerativer Landwirtschaft. Unter anderem wird hier nicht gepflügt, alles ist biologisch und es wird von Hand gepflanzt, gejätet und geerntet. Die Vielfalt der angebauten Gemüsesorten ist gross: Von Himbeeren und Äpfeln über Zwiebeln, Kartoffeln, Karotten, Zuckererbsen, Kohl, Tomaten und Kürbis bis zu diversen Kräutern – es ist alles dabei.
Nebst Eiern und Gemüse wird unter anderem auch selbst gemachtes Sauerteigbrot und Gebäck verkauft. Da gerade die Erdbeersaison begonnen hatte, pflückten und assen wir täglich Erdbeeren. Die Lage des Hofes ist unglaublich schön, mit Aussicht über den Mjøsa-See. Das ist der grösste See Norwegens.
Ziel: Mindestens ein Elch
Nach drei Wochen reiste ich weiter zu meiner nächsten Gastfamilie. Dort erhielt ich die Gelegenheit, zum ersten Mal einen Traktor zu fahren, und half, Heuballen zu verpacken. Daneben blieb viel Zeit für diverse Ausflüge. Nicht fehlen durfte dabei natürlich eine Elchsafari.
In der Wohnregion dieser Familie leben viele Elche und da ich während meines Norwegen-Aufenthaltes gerne einem Elch begegnen wollte, fuhren wir eines Abends um elf Uhr mit dem Auto los. Das Ziel: mindestens einen Elch sehen. Schon nach 500 Metern Fahrt rief der Gastvater: «Schau, dort!». Im Wald, nur wenige Meter von der Strasse entfernt, stand ein Elch.
Auch ein Elchkalb war dabei
Wir hatten Glück und sahen auf der halbstündigen Autotour insgesamt vier Elche, darunter ein Elchkalb. Ich muss aber zugeben, dass ich aufgrund der Tarnung durch Dämmerung und Wald wohl keinen einzigen dieser Elche entdeckt hätte, wenn mein Gastvater nicht jedes Mal gebremst und auf die Elche gezeigt hätte.
Landjugendlager norwegischer Art
Teil eines Landjugendaustausches mit IFYE in den nordischen Ländern ist jeweils auch die Teilnahme am Landjugendlager, das diesen Sommer im Westen von Norwegen stattfand. Die Anreise führte über Berge und entlang wunderschöner Fjorde.
Trotz des leider recht kühlen und regnerischen Wetters herrschte durchgehend eine super Stimmung und wir verbrachten eine tolle Woche mit Volleyball-Turnier, Gletscherwanderung, Backen, Postenlauf, Tauziehen und vielem mehr.
Zum typischen Landleben gehören Rosinen und Zucker
Das Zuhause meiner dritten Gastfamilie befindet sich rund 200 Meter über einem Fjord und ich durfte dort täglich die wahnsinnig schöne Aussicht geniessen. Zum Eigentum der Familie gehört auch noch etwas Wald. Neben seiner Arbeit als Lehrer verdient der Gastvater mit dem Verkauf von Holz etwas dazu. Er fällt die Bäume eigenständig und zersägt sie in der eigenen Schreinerei. Bei dieser Arbeit konnte ich leider nicht gross mithelfen, aber mir wurde genau erklärt, wie alles funktioniert.
Mit der Familie ging ich oft Pilze und Beeren im Wald sammeln, machte daraus Beerensaft, ging fischen, wandern und baden. An einem Tag kochten wir «rømmegraut», ein typisch norwegisches Gericht. Es ist eine Art Brei und besteht hauptsächlich aus Sauerrahm. Es wird mit Zimt, Rosinen und Zucker serviert.
Deutschkurs für Schulkinder
Meine letzte Gastfamilie hat hobbymässig einen kleinen Hof mit rund 15 Schafen, ebenso vielen Kühen sowie ein paar Hühnern. Neben der Arbeit auf dem Hof findet die Familie aber noch genügend Zeit, diverse Ausflüge zu unternehmen. So fuhren wir beispielsweise nach Geiranger, ein kleiner Ort an einem Fjord, wo oft Kreuzfahrtschiffe anlegen.
An einem Wochenende besuchten wir ausserdem ein Wikingermuseum. Einmal durfte ich auch eine norwegische Tracht anprobieren und ich habe den 11-jährigen Sohn an ein paar Tagen mit in die Schule begleitet. Dabei lernte ich viel über das norwegische Schulsystem und die norwegischen Deutschschüler erhielten die Gelegenheit, mit mir ihr Deutsch zu praktizieren.
Ein einzigartiger Sommer bleibt in Erinnerung
In den drei erlebnisreichen Monaten durfte ich dank meinen Gastfamilien vollständig in die norwegische Kultur eintauchen und ich nehme viele schöne Erinnerungen aus meinem einzigartigen Sommer im Norden mit. Ein Austausch mit IFYE empfehle ich allen weiter, die ein Land nicht nur bereisen, sondern auch Kontakte mit der Bevölkerung knüpfen, landestypische Speisen, Lebensweisen und die Kultur kennenlernen möchten.
Zur Person
Angela Ineichen ist 24 Jahre alt und wuchs in der Nähe von Aarau auf. Nach dem Bachelorstudium entschloss sie sich, ein Zwischenjahr einzulegen. IFYE (International Youth Exchange) bot ihr die Möglichkeit, mehr über Landwirtschaft zu lernen und ein neues Land zu entdecken.