Vergangene Woche hat die Mittelland Milch (MM), die Vereinigung der Mittelländer Emmi-Direktlieferanten ihre Delegiertenversammlung abgehalten. In Brunegg versammelten sich über 70 Delegierte. Erstmals leitete Sabrina Schlegel, die neue Präsidentin, die Versammlung.
«Kostensteigerung übertrifft Milchpreis-Steigerung»
Sie sprach in ihren einleitenden Worten vom Krieg in der Ukraine und seinen starken Auswirkungen, auch auf die Schweizer Landwirtschaft. Nun mit dem CS-Debakel gleich die nächste Krise.
Die gestiegenen Kosten und das kleinere Angebot an Milch hätten in Europa und in der Schweiz zu den höchsten Milchpreisen seit dem Ausstieg aus der Milchkontingentierung geführt, sagte Schlegel. «Aber gerade intensiv produzierende Betriebe mit hohen Input-Kosten gehören zu den Verlierern in der Milchwirtschaft im letzten Jahr, weil die gestiegenen Kosten die Milchpreissteigerungen bei diesen Betrieben oft übertrafen», so die Präsidentin.
Nun hätten die Kosten zwar leicht nachgelassen, aber auch der B-Preis sei wieder gesunken, bilanzierte Schlegel, die seit einiger Zeit einen Pachtbetrieb in Oschwand BE bewirtschaftet. Bei den Emmi-Direktlieferanten mache die B-Milchmenge immerhin ein Drittel der Gesamtmilch aus, was sich nun auch negativ aus den Preis auswirke. Die grosse Herausforderung eines jeden Einzelnen sei es, seine Kosten zu analysieren und zu senken, fuhr Schlegel fort.
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Schwerpunkt Klima im Auge behalten
Sie erwähnte im Weiteren das Engagement der MM für die Weiterentwicklung des Nachhaltigkeits-Branchenstandards Grüner Teppich. In welche Richtung sich der Grüne Teppich nun weiterentwickelt, sei noch nicht ganz klar, meinte Schlegel. «Unsere Verarbeiterin und der Detailhandel erwarten aber, dass wir die Schwerpunkte künftig auch beim Klima setzen, ohne die Biodiversität und das Tierwohl aus den Augen zu verlieren», sagte sie.
Erste Vorarbeiten dazu werden laut Schlegel im Leuchtturmprojekt Klimastar Milch gemacht. «Wenig überraschend schneiden bei den Emissionen Talbetriebe und Betriebe mit hochleistenden Tieren besser ab, als beispielsweise Bio-, oder Bergbetriebe», sagte die Präsidentin .
In ihrem agrarpolitischen Exkurs erklärte Schlegel, dass die Mittel im Agrarbudget weiter von der Tierhaltung in den Ackerbau verlagert werden «und dagegen müssen wir uns wehren», so die Präsidentin. Aktuelles Beispiel sei die Vernehmlassung zum landwirtschaftlichen Verordnungspaket 2023: «Bereits vor der Einführung sollen beispielsweise die Beiträge für die Anzahl Abkalbungen wieder halbiert werden».
Chancenloser Antrag auf Milchpreis-abhängige Kommission
Die traktandarischen Geschäfte sorgten mit einer Ausnahme für wenig Gesprächsstoff. Andreas Bürki aus Richigen forderte eine regelmässige Überprüfung des Leistungsausweises der MM-Milchpreiskomission. Sollte diese es nicht schaffen, kostendeckende Preise zu erwirken, müsse sie nach zwei Jahren ausgewechselt werden, beantragte der Berner Landwirt.
Dieser Antrag blieb im Plenum chancenlos. Sabrina Schlegel erklärt auf Anfrage, die Kostenstruktur sei auf jedem Betrieb anders, deshalb sei es sehr schwierig, in diesem Bereich eine allgemeingültige Regelung zu installieren. Sie räumt aber ein, dass die Kostensteigerung in den letzten zwei Jahren höher ausgefallen sei, als die allgemeine Milchpreiserhöhung. Die Verhandlungen mit dem Handel seien knallhart, meinte Schlegel.
Neu in den Vorstand gewählt wurden Ruedi Bill, Hirzel (Region Zimmerberg); Andreas Friedli, Gebenstorf (Aargau Ost) und Remo Weber, Grasswil (Oberaargau). Sie ersetzen André Kälin aus Bennau (Zimmerberg), Beat Gfeller, Heimisbach (Burgdorf-Fraubrunnen) und Thomas Hirsbrunner, Häusernmoos (Oberaargau).