«Am beschte würsch dü en Ürner hirate», schmunzelt Karin Arnold wegen des nicht gerade regionentypischen Namens der Käserin von der Alpkäserei Kinzig. Emma Sinkkonen ist zwar im Schächental keine Unbekannte mehr, dass hier eine Finnin die Leitung der Käseproduktion hat, ist aber doch eher ungewöhnlich. Schon den dritten Sommer verbringt sie auf der Gisleralp, und den zweiten Sommer käst sie nun in der neuen Käserei.

Ursprünglich hat die sympathische junge Frau an einer Uni im Süden von Finnland studiert, ist Meisterin der Lebensmittelmittelwissenschaft, spezialisiert auf Milchtechnologie. Sie versteht ihr Handwerk nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch, zumal sie schon in Finnland während des Studiums in einer Käserei gearbeitet habe.

Erfahrung mit Alpkäse

Wenn man so lange den Sommer über auf Schweizer Alpen verbringe, beherrsche man eben die Sprache, meint Emma Sinkkonen lachend, angesprochen auf ihre perfekten Deutschkenntnisse. Schliesslich habe sie schon fünf Alpsommer in der Schweiz verbracht. Früher fuhr im Winter noch heim nach Finnland, seit vergangenem Jahr lebt sie aber permanent in der Schweiz.

Eigentlich sei sie zufällig durch eine Kollegin, welche auf einer Alp in Liechtenstein arbeitete und wo eine Zusennerin gesucht wurde, darauf aufmerksam geworden. So verbrachte sie hier ihren ersten Alpsommer. Seither sei sie immer wieder in der Schweiz gewesen, erzählt Sinkkonen.

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Gemeinsam käsen

Hier, unterhalb des Kinzig käst sie diesen Sommer seit dem 5. Juni. Der Alpsommer dauere bis etwa zum 15. September, ergänzt Älpler Beat Arnold, der Mann von Karin, welcher die benachbarte Alp Hinter Weissenboden bewirtschaftet und als Milchlieferant auch in der Käserei mithilft, neben weiteren Angestellten und Gehilfen.

Schon vor vielen Jahren habe man sich Gedanken zur Zukunft der Alpen gemacht, erzählt Beat Arnold. Mit besserer Wegerschliessung sei eine zentrale Käserei in den Vordergrund gerückt, um den hohen Arbeitsaufwand zu senken. Vier Älpler, welche vorher alle noch bis 2020 selber kästen, schlossen sich zu einer GmbH zusammen, um eine gemeinsame Alpkäserei zu bauen. Dies sind die Familien Toni Arnold vom Vorder Weissenboden, Beat Arnold vom Hinter Weissenboden, Damian Imhof von der Vorder Gisleralp und Alois Arnold von der Hinter Gisleralp.

Käserei mit Beizli

2018 wurde mit der Planung gestartet, dank guter Vorarbeit und ausgereiftem Konzept sei die Bewilligung zügig erteilt worden. Bereits Ende 2019 stand der Rohbau der neuen Käserei. Nur mit viel Eigenleistung von Tausenden von Stunden sei der Bau überhaupt finanzierbar gewesen, sagt Arnold. Überhaupt sei eine grosse Unterstützung für das Gemeinschaftswerk feststellbar gewesen. Mit den Baumeisterarbeiten wurde die Genossenschaft Landwirtschaftliches Bauen Uri (GLB) beauftragt.

Erstellt wurden nicht nur Käsereiräume, sondern auch Käselager, Milchannahmeraum, im Obergeschoss Wohnräume für die Angestellten. Dazu auch noch ein Verkaufsraum mit Kinzig-Produkten und ein integriertes Alpbeizli, wo Wanderer und Biker am Schächentaler Höhenweg bewirtet werden. Ein grosses Sichtfenster in der Chäsi-Beiz ermöglicht den Einblick in die Käsereiproduktion und damit in das Reich von Käserin Emma Sinkkonen. Erstmals gekäst wurde in der neuen Käserei im Vorjahr, und auch die Einweihung fand im Juni 2021 statt.

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Milch von 130 Kühen

Verarbeitet werden hier rund 120'000 Liter Milch von den rund 130 Kühen der vier Alpen. Zu Beginn des Sommers sind es täglich bis 2000 Liter, die Menge sinkt dann aber kontinuierlich, mit zunehmendem Galtstellen der Kühe. Die vier Älplerfamilien aus dem Schächental sind den Sommer über mit dem ganzen Viehbestand auf ihren Alpen.

Produziert werden in der gemeinsamen Alpkäserei rund 10 t Käse. Einerseits traditionelle Urner Alpkäse, aber auch Mutschli, die Spezialität von Emma Sinkkonen, zumal sie ihre Masterarbeit über Mutschli machte. Das seien weiche, milde, feine, nicht so geschmacksintensive Käsli, schon nach drei Wochen konsumreif, während Alpkäse eben viel mehr Reifung und Pflege benötige. Für die vielen Touristen am Schächentaler Höhenweg seien solche Mutschli ideal zum Mitnehmen, ergänzt Beat Arnold.

Raclette-Plausch im Winter

Hergestellt werden auch Joghurts. Und Raclette-Käse für den Winter, zumal das Chäsi-Beizli nahe der per Luftseilbahnen erreichbaren Ski- und Schneewandergebiete Biel-Kinzig und Ratzi auch im Winter offen ist. Dann werden auch Fondue- und Racletteplausch angeboten.

Die Schotte geht direkt per Leitung von der Käserei zur benachbarten Alp, wo Schweine damit gefüttert werden. Die Käse reifen im eigenen Keller. Viele werden dann direkt vermarktet, beliefert werden aber auch die Gastronomie und der Detailhandel.