Die Arbeitsgruppe Landwirtschaft der Mitte Thurgau hatte am 9. August 2022 zu einem Informationsanlass auf den Betrieb von Nadine und Silvan Ziegler eingeladen. «Die Massentierhaltungs-Initiative ist eine emotionale Geschichte. Wir möchten aufzeigen, wie eine moderne, auch tierzahlstarke Landwirtschaft aussehen kann», begrüsste Gesprächsleiter und Biolandwirt Peter Schweizer die rund 200 Besucher(innen).
Gewicht ist relevant, nicht die Stallgrösse
Nadine und Silvan Ziegler führen in Rothenhausen bei Weinfelden einen gemischten Betrieb mit Ackerbau und Tierhaltung (Milchvieh und Geflügel). 2009 stiegen sie in die Hühnerhaltung ein und bauten einen Stall für Mastgeflügel mit Integrationsmast (auch Lohnmast genannt). Das bedeutet, dass der Abnehmer, bei Zieglers ist es die Ernst Kneuss Geflügel AG aus Märwil im Kanton Thurgau, bestimmt, wann die Hühner eingestallt und wann sie ausgestallt werden. «Ich habe zwar wenig Handlungsspielraum, dafür aber auch ein geringeres Risiko», sagte Zielger.
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Der Stall hat eine Fläche von 1350 m2. Die Zahl der Höchstbestände, in Zieglers Fall 24'000 Mastpoulets, ist seiner Meinung nach wenig aussagekräftig.
«Kontrolliert wird das Gewicht der Hühner pro Quadratmeter. Diese Zahl ist für uns relevant und nicht die Stallgrösse.»
Silvan Ziegler, Landwirt und Mastpoulet-Produzent
Eine Annahme der MTI hätte für ihn einschneidende Folgen. Ziegler dürfte nur noch vier Gruppen à maximal 500 Tiere halten. «Das ist für uns nicht wirtschaftlich», brachte es Ziegler auf den Punkt. Den geforderten Auslauf könnte er nicht gewährleisten. «Wir würden die Hühnerhaltung aufgeben, der Stall würde dann wahrscheinlich als Maschinenhalle genutzt.»
Landwirtschaft muss überzeugen und mobilisieren
Anwesend war auch SBV-Präsident und Mitte-Nationalrat Markus Ritter. Er wies auf die Meinungsumfrage von Tamedia hin: Gemäss dieser würden heute 55 Prozent für die MTI stimmen, 43 Prozent dagegen.
«Wir haben in den nächsten Wochen viel Arbeit vor uns, um die Schweizer Bevölkerung von einem Nein zu überzeugen»
Markus Ritter, SBV-Präsident und Mitte-Nationalrat
Diese Arbeit müsse bis auf die Betriebsebene stattfinden, denn die Bauern und Bäuerinnen seien durch ihre direkte Betroffenheit die glaubwürdigsten Botschafter.
Ritter zählte viele Argumente auf, weshalb die MTI unnötig ist. Unter anderem argumentierte er, dass die Schweiz als einziges Land der Welt eine Höchstbestandverordnung für Schweine, Hühner und Kälber hat. Zudem gebe es die Bundesprogramme, mit denen die Landwirt(innen) freiwillig noch mehr fürs Tierwohl machen können und diverse Labelprogramme. «Der Konsument hat schon heute die Möglichkeit, Bioprodukte zu kaufen», schlussfolgerte Ritter.
Arbeitsplätze gefährdet
Mit Franz Eugster brachte ein weiterer Referent seine Sichtweise in die Diskussion ein. Der Thurgauer Mitte-Kantonsrat und Sekundarlehrer sagte, bei den 13- bis 16-Jährigen sei das Bewusstsein für Nahrungsmittel gross. In der aktuellen Situation sei es einfach, die Abhängigkeit der einzelnen Länder voneinander aufzuzeigen. «Eine gefährliche Entwicklung», bemerkte er.
Eugster machte auf den drohenden Verlust von Arbeitsplätzen aufmerksam. «Meine Aufgabe ist es, die Schüler(innen) bei der Berufswahl zu begleiten.» Er frage sich, wie viele Arbeitsplätze in den nachgelagerten Branchen mit der Initiative in Gefahr seien. Und damit die Zukunft junger Berufsleute.
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Keine Plattform für Befürworter
Was an jenem Abend fehlte, war ein(e) Pro-Referent(in) für die MTI, auch wenn er oder sie einen sehr schweren Stand gehabt hätte. Man habe den Befürwortern keine Plattform bieten wollen, hiess es dazu von der Arbeitsgruppe Landwirtschaft der Mitte.