Letzte Woche stand bei uns auf dem Lehrbetrieb die Klauenpflege bei unseren Milchkühen an. Es war allerhöchste Zeit, denn einige hatten schon Probleme oder Schmerzen beim Laufen. Sind die Klauen einmal so gross, ist die Pflege bald einmal anspruchsvoller und beansprucht entsprechend mehr Zeit pro Tier. Deshalb haben wir am ersten Tag nur gut die Hälfe der Kühe geschafft, obwohl wir zeitweise mit drei Klauenständen gleichzeitig gearbeitet haben.
Mit Treibgängen arbeiten
Am besten geht es, wenn man die Kühe in den Klauenstand treiben kann und sie nicht einzeln mit dem Halfter hineinzerren muss. Dies bedarf zwar etwas Aufwand, bis alles eingerichtet ist, aber danach geht es dafür umso leichter.
Zudem kann man dann die Füsse bereits etwas vorbereiten, indem man die Klauen mit Wasser wäscht, während die Kühe warten. Dies macht das Arbeiten an den Klauen deutlich angenehmer und auch der Zustand kann besser beurteilt werden.
Trotz allem haben Tiere Stress
Egal, wie gut man alles vorbereitet – für die Kühe bedeutet eine spezielle Situation Stress und Aufregung. Besonders die neuen Rinder, die den Ablauf noch nicht kennen, sind jeweils besonders aufgeregt. Aber auch Kühe, die schon schlechte Erfahrungen gemacht haben im Klauenstand, können «spinnen», stur stehen bleiben und sich um keinen Zentimeter bewegen. Genau solche Kandidatinnen verzögern die Arbeit jeweils unnötig.
Deshalb braucht es Pflege
Da die heutigen Haltungsbedingungen in den Ställen nicht genügend zum natürlichen Abrieb der Klauen beitragen, werden diese ohne Pflege immer länger, was zu Missbildungen führen kann. Dadurch entstehen Fehlstellungen, was eine Kettenreaktion von Klauenproblemen mit sich bringen kann.
Am besten ist es deshalb, wenn man es gar nicht so weit kommen lässt und die Klauen zwei- bis dreimal pro Jahr schneidet. Grundsätzlich wird die Klauenlänge angepasst und die sogenannte Hohlkehle erneuert.
Die Ziele dabei sind eine bessere Gewichtsverteilung auf die ganze Fläche und das Verringern der Gefahr vor Schmutz und Fremdkörpern. Durch die Hohlkehle sammelt sich kein Schmutz unter den Klauen an, da er zwischen den Klauen hindurchgedrückt wird.
Ein «Klötzli» hilft bei Problemen
Hinken die Kühe, gibt es meistens ein Problem bei einer einzelnen Klaue. Im Normalfall reicht es aus, wenn man um die schmerzhafte Stelle herum Platz schafft, indem man mit dem Klauenmesser etwas Horn abschneidet. Oftmals wird dann zusätzlich noch ein Holzklötzchen auf die gesunde Klaue aufgeklebt. Dadurch wird die kranke Klaue entlastet und kann besser verheilen.
Zur Person
Momentan absolviert der 18-jährige Simon Broger aus dem appenzellischen Schlatt das 3. Lehrjahr bei Familie Glannaz. Der Lehrbetrieb liegt etwas oberhalb des idyllischen Dörfchens Farvagny-le-Petit im Kanton Freiburg, etwa 15 km von der Kantonshauptstadt entfernt. Es werden rund 120 Milchkühe gehalten, grösstenteils RH und einige HO, hinzu kommen 80 Rinder und die Kälber. Auf den 130 ha LN werden Raps, Getreide, Mais, Kartoffeln und Gras angebaut. Etwas anders sieht es bei Simon Broger Zuhause aus, dort führt seine Familie einen Aufzuchtbetrieb mit 50 Rindern, den er in einigen Jahren übernehmen will. Zum Heimbetrieb gehören 15 ha Naturwiese und Weiden in der Bergzone II. Da es nur ein Nebenerwerbsbetrieb ist, steht nach der Lehre eine Weiterbildung zum Agrotechniker auf dem Plan.
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