Aktuell gehen die Wogen rund um die beiden Pflanzenschutz-Initiativen sehr hoch. Gegner und Befürworter kämpfen teilweise mit harten Bandagen um entsprechende zustimmende oder ablehnende Stimmen. «Nach einer Standaktion vor zwei Wochen auf dem Fronwagplatz mitten in Schaffhausen kam ich zum Schluss, dass wir noch mehr und etwas anderes machen müssen», führte Landwirt Bruno Gnädinger aus Ramsen aus. Rasch wurde eine Projektidee geboren, die Bevölkerung und somit die Konsumenten und zugleich auch Stimmbürger direkt auf die Felder zu holen, um vor Ort alle Aspekte des modernen Pflanzenschutzes aufzuzeigen.
Kurzfristig organisierter Flurgang
Rasch fanden sich über ein Dutzend Bauern aus dem Dorf und Umgebung, um aktiv mitzuwirken und so einen Feldrundgang sehr kurzfristig auf die Beine zu stellen. Weitere Bauern im Raum Schaffhausen und auch in Löhningen liessen sich von dieser Idee anstecken und führten ebenfalls im ähnlichen Rahmen eine solche Veranstaltung durch.
In Löhningen luden die Organisatoren mit Felix und Sonja Hallauer zu einer Velotour über Feld, Weide und Rebberg ein, um offene Fragen rund um den Pflanzenschutz aufzuzeigen. In Schaffhausen und Büsingen legten zwei Bauernfamilien den Fokus auf Betriebsführungen, einerseits zu den Themen Hühnerhaltung, Rindermast, Kartoffel-, Acker- und Futterbau sowie auf den Obstbau und die Direktvermarktung.
So geht moderner Pflanzenschutz
Am Samstagvormittag stellten sich einige der in Ramsen beteiligten Bauern auf dem Markt in Stein am Rhein den Konsumenten. Am Nachmittag fand ein Feldrundgang bei Ramsen statt. Rund um den Hof der Familie Sätteli hatten die Organisatoren verschiedene Posten vorbereitet, um am Beispiel verschiedener Ackerbaukulturen den Sinn und Zweck eines modernen Pflanzenschutzes aufzuzeigen. Dabei zeigte sich, dass die Landwirte vor Ort und mitten in ihren Kulturen oftmals einfach, verständlich und vor allem sehr authentisch und glaubhaft den Sinn und Zweck des von ihnen mit gutem Wissen und Gewissen praktizierten Pflanzenschutzes demonstrieren können.
Hohe Ansprüche an Qualität
Auf dem Rundgang wurden speziell die Kulturen Zuckerrüben, Sonnenblumen, Verarbeitungserbsen, Kartoffeln, Weizen, Raps sowie auch die Ökoflächen präsentiert. Eindrucksvoll und auch verständlich wurde auf die Bedeutung des Pflanzenschutzes hingewiesen, welcher überhaupt erst eine vielseitige Fruchtfolge mit wertvollen Ackerbaukulturen gewährleistet.
«An eine Pflanzenschutzspritze werden höchste Ansprüche bezüglich Qualität der Arbeit und Sicherheit gestellt. Analog zu einem Auto muss sie regelmässig einer strengen Prüfung und Kontrolle unterzogen werden», führte Michael Ruh bei der Präsentation dieses Gerätes vor. Zugleich wurde aber auch aufgezeigt, dass mit einem gezielten Herbizideinsatz viel körperlich anspruchsvolle Handarbeit ersetzt werden konnte.
Kritische Fragen gestellt
Zugleich standen auch das Hackgerät und der Striegel im Fokus, welche als altbewährte Geräte wieder zur mechanischen Unkrautbekämpfung entdeckt und entsprechend eingesetzt werden können. Auch am Posten mit den Verarbeitungserbsen zeigt sich, dass die Produktion von Dosen- und Tiefkühlerbsen ohne Pflanzenschutz kaum möglich ist.
Aus Kreisen der Teilnehmer kamen kritische Fragen. Dabei kam zum Ausdruck, dass auch viel Nichtwissen vorhanden ist und teilweise vegetative und natürliche Abläufe in den einzelnen Kulturen kaum bekannt sind, was dann zu Fehleinschätzungen und Unverständnis führen kann. Hier konnten die praktizierenden Bauern Aufklärungsarbeit mit praktischen Beispielen leisten, indem auch im klärenden verständlichen Gespräch Vorurteile aus dem Weg geräumt werden konnten.
Nach der Veranstaltung zogen der in Ramsen wohnhafte Schaffhauser Bauernpräsident Christoph Graf wie auch Organisator Bruno Gnädinger eine durchaus erfreuliche Bilanz. Die Besucher waren sehr interessiert und stellten viele, oftmals auch kritische Fragen. Es zeigte sich, dass sich manches mit einem praktischen Einblick vor Ort in die Kulturen einfacher und verständlicher erklären und aufzeigen lässt. «Wir haben mit diesem Feldrundgang einen weiteren Schritt unternommen, um uns für eine Ablehnung der beiden Initiativen zu engagieren und mit viel Herzblut einzusetzen», fügte Gnädinger abschliessend hinzu.